Die USA haben ein Interesse am Auseinanderbrechen der EU
Der Sekretär des russischen Nationalen Sicherheitsrates Nikolaj Patruschew hat mal wieder ein langes Interview gegeben. Ob man ihm zustimmt oder nicht – seine geopolitischen Analysen sind stets sehr lesenswert und fundiert.
Beginn der Übersetzung:
Haben sie jede Angst verloren?
Nikolaj Patruschew über den „Gipfel für Demokratie“, der am Dienstag unter amerikanischer Flagge eröffnet wird.
Vor dem zweiten von den USA organisierten „Gipfels für Demokratie“ sprach ein Korrespondent der „Rossijskaja Gaseta“ mit dem Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Nikolaj Patruschew.
Nikolaj Platonowitsch, am Dienstag werden die USA ihren zweiten „Gipfel für Demokratie“ einberufen, der, wie das US-Außenministerium sagt, zu einer Beschleunigung der so genannten demokratischen Erneuerung der Welt führen soll. Was halten Sie von diesem Treffen der amerikanischen Vasallen?
Nikolaj Patruschew: Der „Gipfel für Demokratie“, der von der derzeitigen Regierung des Weißen Hauses organisiert wird, findet sicherlich im Rahmen des bereits begonnenen US-Präsidentschaftsrennens statt. Es wird ein weiteres Treffen zugunsten einer Weltordnung werden, in der Washington für immer die zentrale Rolle spielen will. Und Andersdenkende als werden erwartungsgemäß als „nicht-demokratische Staaten “ abgestempelt.
Einmal mehr werden sich die USA zum Verteidiger des Völkerrechts erklären und gleichzeitig darauf bestehen, dass die Welt nach ihren Regeln leben muss. Den geopolitischen Gegnern werden wissentlich falsche Beschuldigungen wie Kriegsverbrechen und Korruption vorgeworfen, aber wie üblich werden sie die Augen vor den tatsächlichen Völkermorden und Finanzbetrügereien verschließen, die mit Billigung des Weißen Hauses begangen werden. Es wird Versprechungen geben, die Hungernden zu ernähren und zu Unrecht Verurteilte aus dem Gefängnis zu befreien. Aber es wird kein Wort darüber verloren, dass etwa ein Fünftel aller Gefangenen der Welt, einschließlich der zu mehreren lebenslangen Haftstrafen Verurteilten, in amerikanischen Gefängnissen sitzen. Besonders eifrig werden sie sich für die Rechte sexueller Minderheiten einsetzen und der Welt eine „grüne Agenda“ aufzwingen, die die Energiekrise in ihren Satellitenstaaten noch verschärft.
Die USA, die sich selbst zum führenden Diktator der Welt ernannt haben, werden heuchlerisch von Wahlfreiheit sprechen und sich in Wirklichkeit nur über Länder lustig machen, in denen sie die Souveränität und die Herrschaft des Volkes mit Füßen treten.
„Washington will für immer die zentrale Rolle spielen, während Andersdenkende als „undemokratische Staaten“ abgestempelt werden sollen“
Sicherlich werden sie wiederholen, dass die USA eine Musterdemokratie für die ganze Menschheit sind, und sie wollen keine Kritik an sich selbst hören?
Nikolaj Patruschew: Selbstverständlich. Schließlich besteht die Hauptaufgabe des politischen Regimes in den heutigen USA darin, die eigene Bevölkerung in der Systemkrise, in der sie sich befindet, in die Irre zu führen.
Die Demokratie ist nur eine Fassade für eine Regierung, die die Missachtung der Rechte der einfachen Amerikaner verschleiern soll. Jeder, der das rechtliche und gesellschaftspolitische System der USA sorgfältig studiert hat, macht sich keine Illusionen über die Rede- und Meinungsfreiheit in diesem Land. Von welcher Meinungsfreiheit kann man sprechen, wenn selbst der ehemalige Präsident der USA daran gehindert wird, sich in sozialen Medien und in der Presse zu Themen von öffentlichem Interesse zu äußern, und wenn die Medien die Sprachrohre der größten Unternehmen und elitären Gruppen sind?
Während die amerikanischen Politiker mit Worten die Konkurrenz verteidigten, haben sie die Wirtschaft des Landes abhängig von Korruption und Lobby-Verbindungen gemacht, die bis ins Weiße Haus und ins Kapitol reichen.
Der politische Prozess ist zu einem Aufeinandertreffen von Unternehmen geworden, die ihre eigenen Leute in Schlüsselpositionen der Macht bringen. Sie bestimmen auch die Außenpolitik, streben nach internationaler Vorherrschaft und schaffen weltweit Spannungsherde für ihre Milliardengewinne aus verschiedenen Verträgen, deren angebliche Transparenz sie selbst kontrollieren.
Während sie überall demokratische Parolen verkünden, ist Washington in Wirklichkeit nach der Zahl der ausgelösten Kriege und Konflikte und in der brutalen und illegalen Ausbeutung der Bürger anderer Länder seit langem der weltweite Champion.
Wir würden es begrüßen, wenn die USA tatsächlich beschließen würden, sich in Richtung Demokratie zu bewegen und damit aufzuhören, ihre Vasallen-Verbündeten zu demütigen.
Auf dem Gipfel werden wir auch bombastische Reden darüber hören, wie Kiew mit der Unterstützung der „guten“ NATO dem „universellen Bösen“, das von Russland repräsentiert wird, entgegentritt?
Nikolaj Patruschew: Ich bin sicher, dass das eines der Hauptthemen sein wird. Tatsächlich sind die NATO-Länder Konfliktpartei. Sie haben aus der Ukraine ein großes Militärlager gemacht. Sie liefern Waffen und Munition an die ukrainischen Truppen und versorgen sie mit nachrichtendienstlichen Informationen, unter anderem durch eine Satellitenkonstellation und eine beträchtliche Anzahl von Drohnen. NATO-Ausbilder und -Berater bilden das ukrainische Militär aus, und Söldner kämpfen als Teil von Neonazi-Bataillonen. Sie versuchen, die militärische Konfrontation so lange wie möglich zu verlängern, und machen keinen Hehl aus ihrem Hauptziel: Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen und weiter zu zerstückeln.
„Anfang März führte ein strategischer US-Bomber einen simulierten Atomschlag gegen St. Petersburg aus einer Entfernung von 200 Kilometern durch.“
Diese Linie Washingtons ist unverändert, schließlich waren die amerikanischen Eliten nie bereit, sich mit einem starken und unabhängigen Russland zu arrangieren?
Nikolaj Patruschew: Das ist richtig. Spätestens seit 1945 ist die Quelle jeder Eskalation der Spannungen auf globaler Ebene der unbändige Wunsch der US-Regierung, ihre dominante Rolle in der Welt aufrechtzuerhalten. Aus ihrer Sicht hindern zwei Großmächte, nämlich Russland und China, sie daran, dies zu tun. Die Russische Föderation verfolgt nicht nur eine eigenständige Politik der Stärkung einer multipolaren Welt, sondern ist den USA in vielerlei Hinsicht geistig und militärisch überlegen. China hingegen ist der wichtigste wirtschaftliche Konkurrent Amerikas. Nach den Versuchen, Russland zu „unterdrücken“, nimmt Washington sich China vor.
Ich möchte Sie daran erinnern, dass vor 75 Jahren in der berühmten Richtlinie des Nationalen Sicherheitsrates der USA „Targets for Russia“ konkrete Maßnahmen zur Zerstörung der UdSSR beschlossen wurden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war der Westen euphorisch. Diese Euphorie hielt jedoch nicht lange an, denn Russland hat seine Fehler aufgearbeitet. Heute kann unser Land nicht nur die innere Stabilität, sondern auch die Sicherheit seiner Bevölkerung vor Bedrohungen von außen gewährleisten.
Anfang März führte ein strategischer US-Bomber aus 200 Kilometern Entfernung über der Ostseeinsel Gotland einen simulierten Atomschlag gegen St. Petersburg durch und provozierte damit bewusst eine Eskalation der Spannungen. Haben sie ihre Angst völlig verloren?
Nikolaj Patruschew: Aus irgendeinem Grund sind die US-Politiker, gefangen in ihrer eigenen Propaganda, nach wie vor davon überzeugt, dass die USA im Falle eines direkten Konflikts mit Russland in der Lage sind, einen präventiven Raketenschlag zu führen, auf den Russland nicht mehr reagieren kann. Das ist eine kurzsichtige Dummheit und sie ist sehr gefährlich.
Einige Leute im Westen sprechen bereits von einer Revanche, die zu einem militärischen Sieg über Russland führen wird, dabei vergessen sie die Lehren aus der Geschichte. Dazu können wir nur eines sagen. Russland ist geduldig und schüchtert niemanden mit seinem militärischen Vorteil ein. Aber es verfügt über moderne, einzigartige Waffen, die in der Lage sind, jeden Gegner, auch die USA, im Falle einer Bedrohung seiner Existenz zu vernichten.
Der Westen setzt jedoch nicht nur auf eine militärische Niederlage, sondern auch auf die wirtschaftliche Auszehrung Russlands…
Nikolaj Patruschew: Offensichtlich. Unter dem Druck Washingtons haben viele westliche Unternehmen den russischen Markt verlassen. Aber sie haben sich schwer getäuscht, als sie mit dem Zusammenbruch unserer Wirtschaft und dem Anwachsen der Proteststimmung gerechnet haben.
Seit einem Jahrzehnt verfolgt der Westen die Idee, ein technologisches Paradigma zu schaffen, in dem nur er gedeiht, während der Rest der Welt am Rande der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung steht. Deshalb sind seine Politiker wütend über Russlands maßvolle Reaktion auf den Sanktionsdruck. Unser Land verärgert die Machthaber in den USA und Europa mit seiner wirtschaftlichen Unabhängigkeit, seiner Rohstoffunabhängigkeit und seinem wissenschaftlichen Denken. Die westlichen Länder sind selbst völlig abhängig von transnationalen Unternehmen und globalen Wirtschaftsketten. Würden beispielsweise gegen England oder Frankreich Sanktionen in gleicher Höhe wie gegen unser Land verhängt, würden diese Staaten schnell im Chaos versinken.
Russland wird seine Wirtschaft jedoch nicht vor der Welt verschließen. Es wird offen bleiben und mit den Volkswirtschaften souveräner Länder, die sich um ihren eigenen Wohlstand sorgen, integriert bleiben.
Die Unterminierung der russischen Wirtschaft und die Auszehrung des russischen Militärs sind offensichtlich zwei Seiten derselben Strategie, die der Westen seit Jahrhunderten versucht?
Nikolaj Patruschew: Natürlich. Man sollte nicht naiv glauben, dass die Methoden der wirtschaftlichen Aggression sanfter und humaner sind. Die europäischen Länder und Japan haben zum Beispiel die Lieferung einer Reihe von Medikamenten an Russland eingestellt, darunter auch lebenswichtige. In dieser Hinsicht setzen die westlichen Pharmakonzerne die „Traditionen“ ihrer Vorgänger konsequent fort. Bekanntlich haben die meisten dieser Unternehmen einst an der Entwicklung von Giftgasen Nazi-Deutschlands mitgearbeitet. Das heißt, sie haben die Ideologie des Völkermords an den so genannten „überflüssigen“ Völkern voll unterstützt.
Erinnern wir uns, wie die Angelsachsen in den 1930er Jahren die Nazis förderten, in der Hoffnung, sie gegen die Sowjetunion zu lenken. Nachdem sie aus dem Zweiten Weltkrieg finanzielle und geopolitische Vorteile gezogen haben, geben sich Washington und London heute wieder dem Nazismus und Faschismus hin. Es macht ihnen nichts aus, mit Hilfe der Ukraine einen gesamteuropäischen oder gar globalen Konflikt zu schüren, und sie glauben, dass sie damit durchkommen können.
Man hat den Eindruck, dass der kollektive Westen prinzipiell nicht die Absicht hat, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen.
Nikolaj Patruschew: Die westliche „Internationale“ hat sich mehr als einmal gegen unser Land gestellt. Mal unter den Fahnen der Polen und Schweden, mal mit napoleonischen Adlern, unter der britischen Flagge oder unter dem Hitler-Hakenkreuz. Das Ergebnis ist dasselbe – alle Versuche, Russland zu zerschlagen, sind vergeblich. Unwillig, daraus Lehren zu ziehen, wollen die westlichen Länder wieder mit dem Kopf durch die Wand.
Washington ist auch von der Stabilität in Asien, die aus dem Zweiten Weltkrieg und den Befreiungsbewegungen resultiert, nicht begeistert. Die indo-pazifische Strategie der USA ist der Versuch, eine asiatische NATO zu schaffen. Das neue Bündnis wird ein weiterer aggressiver Block sein, der sich gegen China und Russland richtet und gleichzeitig die nun unabhängigen Staaten befrieden soll.
Die Wiederaufrüstung der australischen Marine im Rahmen des neuen AUKUS-Bündnisses, einschließlich der Lieferung von atomgetriebenen U-Booten, sowie die militärische Unterstützung Taiwans und Südkoreas haben das langfristige Ziel, die Vorherrschaft der USA und der NATO über Eurasien an dessen Ostflanke zu etablieren.
„Schon während des Kalten Krieges war das Pentagon bereit, Europa bei der geringsten Bedrohung durch die UdSSR in eine radioaktive Wüste zu verwandeln.“
Washington hat Tokio zu einer neuen Militarisierung gedrängt. Die japanischen Selbstverteidigungskräfte werden zu einer vollwertigen Armee, die in der Lage ist, offensive Operationen durchzuführen. Das ist bereits im japanischen Gesetz verankert, was einen eklatanten Verstoß gegen eines der wichtigsten Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs darstellt. Ministerpräsident Kishida hat erklärt, dass sein Land 400 Tomahawk-Marschflugkörper von den USA kauft und sich auf Angriffswaffen stützt.
Neben der Bewaffnung Japans versucht Washington auch, den Geist des japanischen Militarismus wiederzubeleben, der 1945 ausgerottet zu sein schien. Man hat den Eindruck, dass die Bewohner des Inselstaates wieder zu Kamikaze-Kämpfern gemacht werden wollen, die für die Interessen anderer sterben. Die Westler wollen sich nicht daran erinnern und verschweigen geflissentlich, wie deren Aggressivität zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegen die Sowjetunion und China eingesetzt wurde und dass die Japaner ihre Waffen schließlich gegen die Amerikaner, die Briten und ihre Verbündeten gerichtet haben.
Amerikanische und europäische Politiker „vergessen“ heute nicht nur unbequeme Tatsachen aus der Vergangenheit, sondern schreiben die Geschichte bewusst um, sogar unter Missachtung des gesunden Menschenverstands. Das zeigt sich in der heuchlerischen Kampagne zur Rehabilitierung des Nationalsozialismus. Sie haben sich sogar ausgedacht, dass Europa allein von Ukrainern von den Nazis befreit wurde. Sie verbreiten den Mythos vom Holodomor als einem Akt des Völkermords.
Nikolaj Patruschew: Diejenigen, die die Geschichte kennen und nicht versuchen, sie zu verfälschen, wissen sehr wohl, dass in den 1920er und 1930er Jahren der Zugang zu Nahrungsmitteln in der RSFSR schlechter war als in der Ukraine. Das ist dokumentiert und es gibt viele Fakten. Ein Beispiel ist die Biografie von Grigori Bojarinow, einem Helden der Sowjetunion. Sein hundertster Geburtstag wurde Ende letzten Jahres gefeiert. Der bekannte Geheimdienstler, der am Großen Vaterländischen Krieg und an einer Reihe von Spezialoperationen teilnahm, starb bei der Erstürmung von Amins Palast in Afghanistan. Er wurde 1922 in der Region Smolensk geboren, sein Vater war Vorsitzender einer Kolchose. In den 1930er Jahren zog seine Familie jedoch in die Ukraine, da es dort einfacher war, sich zu ernähren und zu überleben.
Übrigens, heute haben die Amerikaner die Hungersnot-Parolen auf globaler Ebene übernommen und beschuldigen unser Land, eine weltweite Nahrungsmittelkrise auszulösen. Ich bezweifle nicht, dass dieses Thema auf dem Gipfel für Demokratie debattiert wird. Gleichzeitig blockieren die Westler selbst die Lieferungen von russischem Getreide und Düngemitteln ins Ausland, während sie die ukrainischen Vorräte einfach stehlen und zum dreifachen Preis an die ärmeren Länder verkaufen, so wie es ihre Vorfahren als Kolonisatoren getan haben.
Manchmal hat es den Anschein, dass der Westen sich durch sein Handeln selbst eine Grube gräbt. Wenn man sich ansieht, was in der EU passiert, hat man das Gefühl, dass sie eine sehr düstere Zukunft vor sich hat.
Nikolaj Patruschew: Der Zusammenbruch der EU ist nicht mehr weit. Natürlich werden die Europäer diesen supranationalen Überbau, der sich nicht nur nicht gerechtfertigt hat, sondern die Alte Welt in einen offenen Konflikt mit unserem Land treibt, nicht dulden. Die USA sind bereit, Russland nicht nur bis zum letzten Ukrainer, sondern auch bis zum letzten Europäer zu bekämpfen. Schon zu Zeiten des Kalten Krieges war das Pentagon bei der geringsten Bedrohung durch die UdSSR bereit, Europa in eine radioaktive Wüste zu verwandeln. In den Köpfen der amerikanischen Strategen hat sich kaum etwas geändert.
Und wie passt das mit der Tatsache zusammen, dass die USA und Europa sich als wichtige Verbündete bezeichnen?
Nikolaj Patruschew: Das Paradoxe ist, dass Washington ein direktes Interesse am Auseinanderbrechen der EU hat, um seinen wirtschaftlichen Rivalen auszuschalten und zu verhindern, dass Europa durch eine Zusammenarbeit mit Russland floriert. Die Amerikaner haben bereits große Anstrengungen unternommen, um die Alte Welt ihres Status als mächtiger Wirtschaftsakteur zu berauben. Das ist auch der Grund, warum Washington die Geschichte der Anti-Russland-Sanktionen vorangetrieben hat. Das Wirtschaftsmodell der EU, das auf einer Kombination aus billiger Energie aus Russland und fortschrittlicher europäischer Technologie beruht, befindet sich vor unseren Augen in einem radikalen Wandel.
Europa wird von der Umsetzung der gemeinsamen Pläne mit Washington zur Verringerung der Rohstoff- und Technologieabhängigkeit von Peking ebenso hart getroffen werden. Darüber hinaus befindet sich die EU in einer Migrations-Sackgasse. Viele der Migranten sind nicht nur nicht bereit, sich in die europäische Familie zu integrieren, sondern gründen ihre eigenen Kalifate und zwingen die lokalen Behörden und die Bevölkerung, nach ihren Gesetzen zu leben. Mit ihnen kommen auch Vertreter krimineller und militanter Gruppen nach Europa. Die Täter der aufsehenerregenden Terroranschläge der letzten Jahre in London, Brüssel und Paris waren EU-Bürger aus nationalen Enklaven, die bereits in Europa existieren.
Wenn man bedenkt, dass Al-Qaida, der IS und andere Terrororganisationen vor einiger Zeit von den USA gegründet wurden und die Terroristen in Syrien und im Irak von CIA-Ausbildern trainiert werden, ist es nicht ausgeschlossen, dass dieselben Personen hinter der Vorbereitung von Terrorakten in Europa stecken. Ihr Ziel ist es, die Lage auf dem Kontinent zu destabilisieren, dessen Zukunft den USA gleichgültig ist.
Die USA dominieren Europa und ignorieren dabei die Tatsache, dass die führende Rolle auf dem Kontinent historisch gesehen Russland zugewiesen wurde. Im 19. Jahrhundert war es das Russische Reich, im 20. Jahrhundert war es die Sowjetunion. So wird es auch im 21. Jahrhundert sein.
Sind die USA von ihrer eigenen Solidität überzeugt? Glauben sie, dass alle außer ihnen selbst vom Zerfall bedroht sind? Mir scheint, dass auch die USA von der Gefahr des Zerfalls bedroht sein können.
Nikolaj Patruschew: Die USA haben den Status einer Großmacht durch wirtschaftliche Errungenschaften erlangt, die auf zynischen Aktionen zur Aneignung von Territorien und Rohstoffen, zur Ausbeutung von Völkern und zum Profitieren von der militärischen Misere anderer Länder beruhen. Zugleich sind sie ein Flickenteppich geblieben, der leicht aus den Fugen geraten kann. Sagen wir, sie sind, wie früher, in Norden und Süden geteilt. Dabei kann niemand ausschließen, dass sich der Süden auf Mexiko zubewegt, dessen Land die Amerikaner 1848 erobert haben. Und das sind mehr als zwei Millionen Quadratkilometer. Im Übrigen machen die lateinamerikanischen Staatschefs keinen Hehl daraus, dass sie sich der zerstörerischen Rolle der USA bewusst sind. Die Gründung des Stützpunkts Guantanamo Bay wird als direkter Diebstahl an der kubanischen Souveränität betrachtet. Und das ist nur eines von vielen Beispielen für die systematischen Eingriffe in die lateinamerikanische Unabhängigkeit. Es besteht kein Zweifel, dass die südlichen Nachbarn der USA früher oder später die ihnen gestohlenen Gebiete zurückfordern werden.
Darüber hinaus gibt es viele interne Widersprüche in den USA. Selbst innerhalb der amerikanischen Elite herrscht keine Einigkeit.
Nikolaj Patruschew: Richtig. Der Antagonismus zwischen Republikanern und Demokraten wird immer stärker. Die Spannungen zwischen den verschiedenen Finanzinstitutionen und multinationalen Konzernen, die sich nur um ihre eigene Kapitalisierung kümmern, nicht aber um das Wohlergehen Amerikas, nehmen zu. Die selbsternannten „unantastbaren“ Eliten der USA haben sich nie mit dem amerikanischen Volk verbunden gefühlt.
Projekte wie BLM, also „Black Lives Matter“, und die Indoktrination von Transgender-Theorien zielen auf die geistige Degradierung einer bereits apathischen Bevölkerung. Der in den Amerikanern gepflegte Individualismus und Konsumismus wird ihrem Land einen grausamen Streich spielen. Gewöhnliche Bürger werden keinen Finger rühren, um die Integrität Amerikas zu bewahren, da sie wissen, dass sie ihrer Regierung egal sind. Indem sie nicht weiß, was sie tut, zerstört sich die US-Regierung sich Schritt für Schritt selbst.
Das Problem Amerikas ist, dass es zu sehr in geopolitische Spiele verwickelt ist und dabei seine eigenen lebenswichtigen Probleme vergisst. Während die USA in ihren militär-biologischen Laboratorien neue Viren erfinden, um die Menschen in unerwünschten Ländern zu vernichten, versinken die einst sauberen amerikanischen Städte in Dreck und Müll.
Die amerikanische Finanzpyramide, die mit Hilfe der Druckerpresse aufgebaut wurde, scheitert immer mehr. Das Modell der unkontrollierten Emission, bei dem alle wirtschaftlichen Probleme buchstäblich mit Geld überschwemmt werden, kann nicht ewig funktionieren. Mit einer Auslandsverschuldung von mehr als 31,5 Billionen Dollar steuern die USA zunehmend auf einen Zahlungsausfall zu. Das sinkende Vertrauen in den Dollar, der nicht durch reale Güter gestützt wird, und das System aufgeblähter Börsenspekulationen werden die USA in eine schwere Finanzkrise führen.
So pathetisch es auch klingen mag, die Russen wollen nicht nur keinen Krieg, sie wollen auch nicht, dass die USA oder irgendein anderes Land zerstört wird.
Nikolaj Patruschew: Absolut einverstanden. Unsere jahrhundertealte Kultur gründet sich auf Spiritualität, Mitgefühl und Barmherzigkeit. Russland ist ein historischer Verteidiger der Souveränität und Staatlichkeit aller Nationen, die es um Hilfe gebeten haben. Es hat die USA selbst mindestens zweimal gerettet – während des Unabhängigkeitskrieges und während des Bürgerkrieges. Aber ich glaube, dass es dieses Mal nicht angebracht ist, den USA zu helfen, ihre Integrität zu bewahren.
Ende der Übersetzung
Text: Antispiegel
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