Nach fünf Jahren als US-Korrespondentin der Tageszeitung “Svenska Dagbladet” tritt die schwedische Journalistin Malin Ekman zurück.
In einem viel beachteten Kündigungsschreiben, das sie auf der Plattform “Substack” veröffentlicht hat, erklärt Ekman, dass sie sich „unter Druck gesetzt“ fühlte, Ereignisse aus einer „falschen, linken Perspektive“ zu berichten und „wichtige Informationen wegzulassen“.
Ekman begann ihre Tätigkeit als US-Korrespondentin im Jahr 2019, während der letzten Amtszeit von Donald Trump.
Sie kritisiert, dass die Berichterstattung etablierter Medienunternehmen in den USA und Schweden während dieser Zeit „einseitig“ war.
Ihrer Meinung nach spiegelte die Berichterstattung die komplexe Realität des amerikanischen Lebens und der Politik nicht angemessen wider. „Die Berichterstattung über die USA wurde in ein vorgefertigtes Narrativ über Donald Trump als Feind der Demokratie eingebettet“, schreibt sie.
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“Teil einer vorgefertigten Erzählung”
„Neben Trump, dem Amtsenthebungsverfahren und dem 6. Januar habe ich über linksradikale Ideologie in Wissenschaft und Wirtschaft, Kriminalstatistik, Cancel Culture und Zensur geschrieben, ebenso über Camps von Linksautonomen, von Kriminalität und Drogen geplagte Städte sowie besetzte Campusgelände“, erklärt Ekman. Ihrer Meinung nach sind diese Themen „Schlüsselelemente“, um ein umfassendes Bild der Vereinigten Staaten und der amerikanischen Wählerschaft zu zeichnen.
Mit der Zeit jedoch wurden diese Themen bei ihrem Arbeitgeber immer weniger gewünscht. „Berichte über die USA – sowohl in Schweden als auch in anderen westlichen Ländern – sind Teil einer vorgefertigten Erzählung über Donald Trump als Feind der Demokratie“, so Ekman. Journalisten konzentrieren sich ihrer Ansicht nach darauf, „das Richtige“ zu tun, Partei zu ergreifen und gegen abweichende Meinungen zu kämpfen.
Ekman betont, dass ihr ursprünglicher Auftrag darin bestand, verschiedene Perspektiven aufzuzeigen und tiefgründige Analysen zu bieten. Doch zunehmend hatte sie das Gefühl, dass ihre Berichterstattung nicht den Erwartungen der Redaktion entsprach, besonders wenn diese kritisch gegenüber der Demokratischen Partei war. „Meine Texte sahen zwar aus wie zuvor, aber die Reaktionen darauf änderten sich. Es zählte nicht mehr, ob die Texte wahr und sachlich waren, sondern wie sie ‘wahrgenommen werden könnten’“, erklärte sie.
Monate bis zur Veröffentlichung von Artikeln
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die interne Kommunikation und redaktionelle Kultur bei „Svenska Dagbladet“. Ekman schildert, wie ihr von der Führung mitgeteilt wurde, dass die Zeitung sie öffentlich nicht unterstützen könnte, sollte jemand ihre Artikel als zu kritisch gegenüber den Demokraten empfinden.
„Früher gehörte es zur journalistischen Aufgabe, die Regierungspartei kritisch zu beleuchten. Heute ist dies ein Grund, von der Redaktion gerügt zu werden“, bemerkte Ekman. „Ich schaudere, wenn ich an die Reaktion denke. Wenn ein Text überarbeitet werden soll, geschieht dies durch das Prisma der Wahrnehmung dessen, wer politisch von dem Text profitieren kann. Artikel werden immer wieder neu geschrieben, manchmal dauert es Monate, bis sie veröffentlicht werden“.
Ekman hebt auch die Folgen dieser redaktionellen Ausrichtung für ihre persönliche und berufliche Entwicklung hervor. „Ich habe meine Arbeitsfreude verloren und das Gefühl, die Leser zu verraten. Meine Texte wurden zu langweiligen Berichten ohne tiefere Einsichten, das Gegenteil dessen, was die Aufgabe eines Korrespondenten sein sollte“, schrieb sie. Die ständige Überarbeitung und Anpassung ihrer Artikel, um redaktionellen Vorgaben zu entsprechen, habe ihr journalistisches Schaffen beeinträchtigt.
Die Gretchenfrage: Warum verlieren wir das Vertrauen der Leser?
Abschließend hinterfragte Ekman die aktuelle journalistische Praxis und forderte ihre Kollegen auf, sich kritisch mit ihrer Arbeit auseinanderzusetzen. „Warum verlieren wir unsere Leserschaft? Was haben wir nicht verstanden? Wie verdienen wir das Vertrauen der Leser?“ Sie plädiert dafür, journalistische Prinzipien wie Unparteilichkeit und die Suche nach Wahrheit wieder in den Vordergrund zu stellen und warnt vor einer Kultur, in der „der Zweck die Mittel heiligt“ und Nuancen nicht toleriert werden.
Ekmans Entscheidung, ihre Position aufzugeben, sei ihr nicht leichtgefallen, doch sie betont die Notwendigkeit, ihrer Überzeugung treu zu bleiben. „Ich habe lange geglaubt, dass meine Rolle als Korrespondentin eine wichtige Aufgabe ist, aber ich kann meinen journalistischen Ansprüchen in der aktuellen Position nicht gerecht werden“, schließt sie.
Malin Ekman arbeitete für schwedische Medien wie „Expressen“, „Dagens Nyheter“ und „Göteborgs-Posten“. Seit mehr als elf Jahren war die heute 36-Jährige bei „Svenska Dagbladet“ angestellt, fünf davon als US-Korrespondentin. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
Quelle: Substrack – Malin Ekman
Bilder : X
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