Noam Chomsky: “Die Kriegsmaschinerie läuft auf Hochtouren”
Der Autor prangert die einseitige Berichterstattung zum Ukraine-Krieg an und fürchtet sich vor einer Eskalation des Krieges.
Noam Chomsky, emeritierter Professor für Linguistik und Medienwissenschaftler, warnt vor einer Eskalation im Ukraine-Krieg.
Auf dem Portal Antiwar.com ist er mit einer Botschaft an die Leser gelangt, die wir im Folgenden übersetzt haben.
Vor dem Hintergrund des heutigen Weltgeschehens sind Sie über die derzeitigen Aussichten auf Frieden – sicher ebenso besorgt wie ich. Durch seine Invasion in der Ukraine treibt Russland die Eskalation in gefährliche Höhen und die USA untergraben die Aussichten auf eine diplomatische Lösung.
Sie setzen weiterhin auf Krieg, um Russland zu schwächen.
Die USA und weitere NATO-Staaten liefern Waffen im Wert von Milliarden von Dollar. Die damit verbundenen Entwicklungen werden weitreichende Folgen für uns alle haben. Wir befinden uns in schlimmen Zeiten, die nach friedlichen Lösungen verlangen und nicht nach weiteren Kriegstaktiken von Supermächten.
Medien auf der ganzen Welt prangern die Gräueltaten Putins an, der in der Ukraine Krieg führt. Doch westliche Kommentare lassen in der Regel den relevanten historischen Kontext ausser Acht. Sie erörtern keine Alternativen zur Eskalation dieses zerstörerischen Krieges.
US-Präsident Biden fordert im nationalen Fernsehen offen die Absetzung von Präsident Putin. Die einzige Option für ihn lautet:
Es braucht weitere Dutzende Milliarden Dollar an Militärhilfe für die Ukraine. Die Mainstream-Medien stützen dieses Narrativ, obwohl dabei wesentliche Aspekte der Geschichte noch nicht erzählt wurden.
Die Kriegsmaschinerie läuft auf Hochtouren, da unser militärisch-industrieller Komplex von der Eskalation des Krieges profitiert.
Die USA sind der grösste Waffenhändler der Welt – und der Geschichte, wie Sie vielleicht wissen.
Doch die meisten Amerikaner sind sich dieser schockierenden Tatsache nicht bewusst. Oder sie sind zu sehr abgelenkt von den Mainstream-Medien, die für mehr Militärhilfe für die Ukraine und härtere Sanktionen gegen Russland werben. Gleichzeitig ignorieren sie die Aussichten auf eine friedliche diplomatische Lösung.
Diese einseitige Konzentration auf Krieg und Bestrafung, die den Frieden immer weiter in die Ferne rücken lassen, hat verheerende Folgen, weit über die Ukraine hinaus. Millionen unschuldigen Bürgern droht eine massive Hungerkrise, weil wichtige Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais und Speiseöl sowie Düngemittel für praktisch jede Art von Feldfrüchten durch die Ukraine und Russland abgeschnitten sind. Betroffen sind unter anderem Ägypten, der Libanon, Nigeria, Bangladesch und Pakistan.
Zwar sind einige Massnahmen zur Entschärfung der Krise ergriffen worden, aber das wenige, was bekannt ist, deutet darauf hin, dass sie völlig unzureichend sind. Die eskalierenden Öl- und Gaspreise sind angesichts der herannahenden Winterkälte für Millionen von Menschen eine Enttäuschung. Sie sind aber nur ein Teil der schrecklichen Folgen dieses anhaltenden Krieges.
Noch bedeutsamer ist, dass die begrenzten Schritte gegen eine drohende weltweite Klimaerwärmung mit einer erheblich zunehmenden Vergiftung der Umwelt einhergehen. Diese Krise stellt eine ernsthafte Bedrohung für das Überleben dar (…) Unterdessen steigt die Gefahr eines Atomkriegs zusehends.
Die Grossmächte müssen sich darauf verständigen, aussergewöhnliche Krisen gemeinsam zu bewältigen. Gelingt dies nicht, wird das zu einer Katastrophe für alle führen. In der Zwischenzeit sind sich die meisten amerikanischen Bürger völlig im unklaren über die Geschichte der Region, die in den Medien stark verzerrt dargestellt wird.
Um nur ein Beispiel zu nennen:
Die US-Presse weigert sich immer noch, über die militante Position zu berichten, welche die USA in diesem Konflikt seit Jahren einnehmen;
eine Position, die am 1. September 2021 in der gemeinsamen Erklärung zur strategischen Partnerschaft zwischen den USA und der Ukraine offiziell festgelegt wurde.
Es hat immer wieder Gelegenheiten für eine friedliche Beilegung gegeben. Wir wissen natürlich nicht, ob sie erfolgreich verlaufen wären. Der einzige Weg, das herauszufinden, ist, es zu versuchen.
Um nur ein einzelnes, ganz aktuelles Beispiel zu nennen:
Im April fanden unter türkischer Schirmherrschaft ukrainisch-russische Verhandlungen statt. Das war zweifellos eine sehr wichtige Entwicklung.
Doch es wurde kaum darüber berichtet – ausser von Antiwar.com, das kritische Information verbreitete. Das Medienportal informierte, dass der britische Premierminister Boris Johnson in die Ukraine geflogen war, um mitzuteilen, dass der Westen keine Verhandlungen befürworte.
Gleiches sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, der vermutlich seine übliche Botschaft überbrachte, dass die USA den Krieg fortsetzen wollen, um Russland ernsthaft zu schwächen.
Diejenigen unter uns, die zu Recht bestürzt sind über die überwältigende Kriegsrhetorik unserer Politiker und der Mainstream-Medien, wissen, dass es immer möglich ist, einen Weg zum Frieden zu finden. Medienzensur und einseitige Berichterstattung herrschen in der westlichen Welt vor.
Sie sind aber in den USA besonders schlimm. Antiwar.com stellt eine wichtige Ausnahme dar.
Quelle: Podcast von Bruce Wayne
Quelle: Transition-news.org
Bild: peace-no war – Pixabay – SutoriMedia
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