Die Fabel vom «Affenmeister» zeigt uns die Macht des Volkes
Eine chinesische Parabel von Liu-Ji veranschaulicht dieses ver- nachlässigte Verständnis politischer Macht sehr schön:
«Im Feudalstaat Chu überlebte ein alter Mann, indem er Affen hielt, die für ihn sorgten. Die Menschen in Chu nannten ihn ‹ju gong›, den Affenmeister.
Jeden Morgen versammelte der alte Mann die Affen im Hof sei- nes Hauses und befahl dem ältesten von ihnen, die anderen in die Berge zu führen, wo sie von Sträuchern und Bäumen Früchte sammeln sollten.
Die Regel lautete, daß jeder Affe ein Zehntel des von ihm Gesammelten an den alten Mann abzugeben hatte. Wer das nicht tat, wurde brutal geschlagen.
Alle Affen litten bitterlich, wag- ten es jedoch nicht, sich zu beklagen.
Eines Tages fragte ein kleiner Affe die anderen:
‹Hat der alte Mann all die Sträucher und Bäume gepflanzt?›
Die anderen antworteten:
‹Nein, sie sind ganz natürlich gewachsen.›
Der kleine Affe fragte weiter:
‹Können wir die Früchte nicht ohne Erlaubnis des alten Mannes nehmen?›
Die anderen erwiderten:
‹Ja, das können wir alle machen.›
Der kleine Affe fuhr fort:
‹Warum sollten wir dann von dem alten Mann abhängig sein; warum müssen wir ihm alle dienen?›
Noch bevor der kleine Affe seine Ausführungen beenden konnte, ging allen Affen plötzlich ein Licht auf und sie erwachten.
Noch in der gleichen Nacht warteten die Affen, bis der alte
Mann eingeschlafen war, (…).
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Quelle: Entnommen aus: Gene Sharp, Von der Diktatur// zur Demokratie// Ein Leitfaden
für die Befreiung, Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn, Verlag C. H. Beck, 1993, S. 32