Schlicht, schlichter, grün…

Deutschlands Ärzte sollen auf die Klimakatastrophe eingeschworen werden.

Gleichsam das Zentrum alles künftigen Krankseins.

Wer in die einschlägigen Wegweisungen schaut, stößt auf erschütternde Dokumente des intellektuellen und wissenschaftlichen Niedergangs.

Eine Rezension im Hamburger Ärzteblatt machte mich aufmerksam auf das Buch Die grüne Arztpraxis. Die Rezensentin, eine in Hamburg niedergelassene Allgemeinmedizinerin, kriegte sich ob des Inhaltes gar nicht wieder ein und jubilierte: „Hervorragende Auswahl von Arbeiten zu Klimawandel und Gesundheit für Praxen“. Wem empfiehlt sie dieses Buch? Da der Klimawandel „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit (ist): uns allen!“ Alles klar!

Der sofortige Kauf war also praktisch alternativlos, trotz des stolzen Preises von 49,95 Euro für schlappe 250 Seiten, insgesamt 40, teils sehr kurze Kapitel von 59 Autoren, überwiegend weiblichen Geschlechts. Um es vorwegzunehmen: Mein Resümee fällt doch etwas anders aus als das der zitierten Hausärztin, nämlich: ein erschütterndes Dokument des intellektuellen und wissenschaftlichen Niedergangs, zudem dermaßen redundant, dass die Autoren auch locker mit 100 Seiten ausgekommen wären. An diesen Feststellungen ändert auch das geradezu hymnische Geleitwort des ZDF-Wissenschaftserklärbärs Prof. Harald Lesch absolut nichts. 

Ausgangspunkt aller Betrachtungen in dem Werk ist – natürlich abgesehen von der „Klimakatastrophe“ und ihren Facetten – die Feststellung, dass der gesamte Medizinsektor in Deutschland für etwa fünf Prozent der sogenannten Treibhausgasemissionen (Deutschlands) verantwortlich sei. Thematisiert wird dabei allerdings nicht, dass der größte Anteil davon nicht in den ambulanten und stationären Einrichtungen selbst entsteht, sondern in der nationalen und internationalen Vorleistungskette bei der Herstellung von Energie und Medizinprodukten.

Für den Klimaschutz, also die – erkennbar illusorische – möglichst vollständige Reduktion dieser fünf Prozent, seien nach Meinung der Autoren drei Aufgaben zu erfüllen: den Ressourcenverbrauch durch „nachhaltiges“ Wirtschaften einschränken, die Treibhausgasemissionen zum Beispiel durch „klimabewusste Pharmakotherapie“ und Verringerung des Energieverbrauchs minimieren und, zu guter Letzt, die „Multiplikatorenfunktion“, also die „Vorbildfunktion des Gesundheitspersonals für klimaschützende und gesundheitsfördernde Verhaltensänderungen bei Patient:innen“ besser nutzen.

Niedrig hängende Äpfel bereits geerntet

Die angestrebte Einschränkung des Ressourcenverbrauchs dürfte sich in Bezug auf den Energiekonsum angesichts der deutlich gestiegenen Kosten allerdings bereits überwiegend erledigt haben – die niedrig hängenden Äpfel also bereits geerntet sein. Schließlich hatte zumindest die niedergelassene Ärzteschaft die Praxiskosten immer schon verschärft im Blick. Und die Kliniken stehen bekanntlich finanziell mit dem Rücken zur Wand, haben schlicht kein Geld für nicht wirklich notwendige Energie und dürften dementsprechend Stromfresser bereits aussortiert haben, so es möglich oder vertretbar war.

Dabei können sie, ähnlich wie die niedergelassenen Radiologen, nicht einfach mal zum Beispiel einen noch nicht abgeschriebenen und voll funktionsfähigen, bekanntlich sehr teuren Kernspintomographen durch einen neuen, energieeffizienteren ersetzen – Klimarettung hin, Klimarettung her. Ansonsten gefallen sich gleich mehrere Beiträge darin, das medizinische Assistenzpersonal auf die Jagd nach eher symbolischen CO2-Einsparmöglichkeiten zu schicken. Angesichts des allgegenwärtigen Fachkräftemangels und der meist voll ausgelasteten Praxen eine gleich in mehrfacher Hinsicht eher zweifelhafte Strategie. 

Aber was hat es mit der oben genannten klimabewussten Pharmakotherapie auf sich? Wenn hier die medikamentöse Überversorgung von Patienten beklagt wird, weckt das zunächst Erinnerungen an den Beginn meiner ärztlichen Karriere, denn schon damals war das ein Thema, das zwischendurch auch nie wirklich verschwand. Nun gut, jetzt also auf ein Neues, dieses Mal unter der Fahne des Klimaschutzes: Da können auch Asthmakranke zur Weltenrettung beitragen, indem sie auf mit Treibgas befeuerte Püster verzichten und stattdessen das Medikament in Pulverform inhalieren, was kleineren Kindern oder auch vielen älteren Patienten allerdings häufig schwerfällt. Interessant wäre es gewesen, einmal zu checken, ob und wie sich in den letzten Jahren das Verordnungsverhalten diesbezüglich verändert hat und ob vielleicht das Umstellungspotenzial nicht bereits weitgehend ausgeschöpft ist. Aber solche Fragen scheinen die Autoren nicht zu interessieren. 

Primum nihil nocere – vor allem nicht schaden

Die zweite in diesem Zusammenhang gebetsmühlenartig erwähnte Substanzgruppe, bestimmte Narkosegase, sind schon lange als hoch potente Treibhausgase identifiziert. Haben die Autoren dazu irgendetwas Neues zu berichten? Nichts, null! Stattdessen versteigen sie sich zu der allgemeinen Empfehlung, bei Narkosen häufiger mal ganz auf Gase zu verzichten und ausschließlich intravenös zu verabreichende Medikamente zu verwenden. Leider hatte niemand der Autoren Lust oder vielleicht auch nur das nötige Know-how, sich diesem Thema etwas genauer zuzuwenden. Also einfach mal die Frage  – und sie dann auch zu beantworten –, wie groß denn die Patientengruppe ist, die für eine solche Umstellung der Narkosemedikation ernsthaft in Betracht kommt. Dabei darf dann allerdings nicht der erste Hauptsatz ärztlichen Handelns, primum nihil nocere – vor allem nicht schaden –, aus dem Blickfeld geraten, der sich keinesfalls, das sei den klimaaktivistischen Kollegen sicherheitshalber mitgeteilt, auf das Klima, sondern ausschließlich auf den Patienten bezieht. 

Aber die Autoren haben noch andere Waffen für den Klimakampf auf Lager: die „Multiplikatorenfunktion des Gesundheitspersonals“. Gemeint ist damit, gegenüber den Patienten „ … die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels (zu) kommunizieren und zum Bewusstsein für die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen bei(zu)tragen.“ So könnten die gesundheitlichen Vorteile von mehr Bewegung und einer pflanzenbasierten Ernährung direkt in Zusammenhang mit den Vorteilen für das Klima gebracht werden. Bei der Ernährungsberatung der Patienten steht natürlich die Planetary Health Diet ganz oben. Eine fleischarme Ernährung, mit der man etwas für die eigene Gesundheit und gleichzeitig für die Umwelt tun könne, wie praktisch. 

Am grünen Wesen …

Und, ebenfalls immer wieder gepredigt: aufs Auto zu verzichten und stattdessen das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Das gilt natürlich nicht nur für die Praxismitarbeiter – Stichwort: Vorbildfunktion –, sondern vor allem auch für die Patienten, die dazu ausdrücklich ermuntert werden sollen, denn Bewegung ist ja gesund. Der Leser wird hier also Zeuge des uralten Kampfes der Ärzteschaft gegen ungesunde Angewohnheiten ihrer Patienten. Aktuell findet dieser Kampf unter dem Motto statt: Am grünen Wesen sollen Patient und Erde genesen. 

Nachdem es zwischendurch eine Phase in der Arzt-Patient-Interaktion gegeben hat, die nach meinen Eindrücken eher geprägt war durch eine gewisse Toleranz – wenn überhaupt, dann punktuelle und wirklich dringliche Interventionen zur Verhaltensänderung –, wird nun das Rad wieder zurück gedreht und der Patient gnadenlos missioniert. Aber, kein Problem, denn, wie eine Psychotherapeutin in ihrem Artikel feststellt: „Was glücklich macht, ist oft auch gut fürs Klima.“ Und: „Über die Klimaschutzkomponente stärken Sie indirekt auch die Gesundheit aller.“ Mit solchen Statements ist die Psychoaktivistin allerdings bereits hart an der Grenze zum magischen Denken unterwegs. 

Kollateralschäden

Spaß beiseite, denn die von gleich mehreren Autoren hier völlig unkritisch vorgetragene Fahrrad-PR bedarf dringend einer kurzen medizinischen Ergänzung, die im Buch völlig fehlt. Ältere Menschen sind nämlich nicht nur in Arztpraxen, sondern auch unter den Opfern von Fahrradunfällen ganz erheblich überrepräsentiert und erleiden zudem häufiger schwere Verletzungen, besonders beim Fahren mit Pedelecs (hier ab 2:30). Möglicherweise sind das für unsere Klimakämpfer nur belanglose Kollateralschäden auf dem Weg ins Klimaparadies. Aber was ist, wenn so ein verunfallter Alterspatient im nächstgelegenen Kreiskrankenhaus wegen Oberarm- und Hüftfraktur operiert werden muss und dabei das Super-Klimakiller-Narkosegas Desfluran zur Anwendung kommt? Wie viele Patienten müssen dann vom Auto aufs Rad umsteigen, um die CO2-Bilanz wieder auszugleichen?

Selbstverständlich verwenden die Autoren ebenso alternativ- wie gnadenlos die nun schon seit einigen Jahren vorherrschende katastrophisierende Klimawandel-Terminologie von Hitze, Klimakatastrophe und stetig zunehmenden Extremwetterereignissen bis hin zum drohenden apokalyptischen Untergang. Das dürfte nicht zuletzt auch angesichts der in unseren Breiten meist herrschenden Wetterlagen auf viele eher lächerlich bis grotesk wirken, scheint aber für die in ihrer allerdings manchmal brüchigen Parallelwelt agierenden Klimaaktivisten – neben dem beabsichtigten propagandistischen Effekt – offensichtlich auch die Funktion einer steten Selbstvergewisserung zu haben: Es ist alles viel schlimmer, als es (manchmal) scheint. 

Unpassende Ergebnisse

Wie gehen solche Zeitgenossen eigentlich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen um, die so gar nicht zu ihren Vorstellungen von der alles bedrohenden Klimakatastrophe passen? Also zum Beispiel dem ihren Behauptungen und Befürchtungen diametral entgegenstehenden Befund, dass es in den zwei Jahrzehnten von 2000 bis 2019 weltweit oder auch in den einzelnen Regionen der Kontinente nicht zu einer Zunahme von Hitzetoten gekommen ist? Beim Vergleich der Anzahl der Hitzetoten von 2000 bis 2003 mit denen von 2016 bis 2019 bildet sich zwar ein gewisser Trend – außer in Sub-Sahara-Afrika! – in die von den Klimaapokalyptikern erhoffte Richtung ab, der aber jeweils, und zwar deutlich, statistische Signifikanz verfehlt und damit eben kein gesicherter Trend ist.

Und was halten die medizinischen Klimahysteriker wohl davon, dass es beim Vergleich der eben genannten Zeiträume global gut neunmal mehr Kälte- als Hitzetote gegeben hat, die Kälte also der wirkliche Bösewicht ist? Und dass es eine globale Tendenz dahingehend gibt, dass die Anzahl der Kältetoten mehr als doppelt so stark abnimmt wie die Zahl der Hitzetoten zunimmt. Erstaunlicherweise findet sich die entsprechende Studie in dem auch bei Klimaaktivisten eigentlich hoch im Kurs stehenden Medizinjournal Lancet, wobei die oben zitierten Ergebnisse teils im Supplementary appendix versteckt sind. 

Ein neues Netzwerk

Bisher ging es in diesem Beitrag vorrangig um Aktivitäten unterer Ränge der medizinischen Klimakampf-Bataillone. Aber natürlich sind auch die klimabewegten Führungskader aus Wissenschaft, Politik und Pharmaindustrie nicht untätig. So machte kürzlich Norbert Häring in seinem Blog unter der Überschrift „Netzwerk zur Indoktrination von Medizinstudenten zu Klimawandel und Gesundheit gegründet“ auf eine interessante Entwicklung aufmerksam. 

Laut Pressemitteilung eines der Gründungsmitglieder dieses Netzwerkes, der Universität Augsburg, haben insgesamt 25 Hochschulen im Oktober 2024 im Rahmen des alljährlichen World Health Summit in Berlin das European Network on Climate & Health Education gegründet. Zu den Aufgaben dieses Netzwerkes heißt es: „Dieses soll über 10.000 Medizinstudierende für die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels sensibilisieren und eine nachhaltigere Gesundheitsversorgung ermöglichen. (…) Es wird von der Universität Glasgow aus geleitet und arbeitet mit dem Global Consortium on Climate and Health Education zusammen.“ Auch konkretere Ziele werden benannt: So soll die „Klima- und Gesundheitslehre“ – was immer Letzteres genau sein soll – in die Lehrpläne integriert und so die Medizinstudenten dabei unterstützt werden, die zunehmenden gesundheitlichen Belastungen durch den Klimawandel zu erkennen, zu behandeln und diesen vorzubeugen. 

Die leitende Wissenschafts-Aktivistin der Uni Augsburg, Prof. Claudia Traidl-Hoffmann, ließ es sich anlässlich dieser Netzwerk-Gründung natürlich nicht nehmen, noch einmal das hier gültige medizinisch-alarmistische Klima-Narrativ zu buchstabieren: „Der Klimawandel ist real und er macht uns krank. Niemand kann sich seinen gesundheitlichen Folgen entziehen.“ Da ist es natürlich hilfreich, dass sowohl politisch einflussreiche Organisationen wie die WHO und vor allem auch potente Geldgeber, wie die weltweit führenden Pharmakonzerne, mit im Boot dieses Netzwerkes sitzen, wie (nur) aus der internationalen Presseerklärung zu erfahren ist.  

Letztlich gilt auch hier die schlichte Wahrheit: Wäre der Klimawandel tatsächlich so allgegenwärtig und so überaus medizinisch relevant, wären diese Erkenntnisse doch längst in die medizinischen Lehrbücher, Curricula und die Köpfe der Medizinstudenten integriert und würden sich auch stark widerspiegeln in der täglichen Arbeit in Klinik oder Praxis. So verhält es sich aber nicht, denn die vermeintliche, weltweite, klimawandelbedingte Gesundheitsbedrohung beruht ganz überwiegend nur auf Hypothesen, gewagten Analogien, Modellierungen, katastrophisierenden Übertreibungen und natürlich politischem Kalkül, bei dem es um weltweite Interessen und den Ausbau von Einflussmöglichkeiten geht.  

 

Quelle: Achgut – Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Geriater und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im zivilrechtlichen Bereich.

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